Montag, 21. Juli 2014

2 Jahre- 2 Monate- 28 Tage

Ich weiß nicht, wie ich heute auf die Idee gekommen bin, meinen Blog zu googlen... Lange vergessen, das Leben geht weiter, aber die Gespenster der Vergangenheit bleiben.
Und- Oh Überraschung!- über 10000 Aufrufe und neue, sehr wertvolle Kommentare und manche Menschen finden mein Geschreibe sogar hilfreich! Es bedeutet mir unheimlich viel zu sehen, dass ich Anderen vielleicht Mut machen kann.
Was kann ich denn über das letzte Jahr sagen? Fast optimal (wir werden über die paar zugenommenen kg hinweg sehen): ich mache nach wie vor Sport, auf jeden Fall weniger als während der Bulimie und nur soviel, dass es Spaß macht und ich danach stolz auf mich bin. Mit meinem Körper bin ich noch nicht zufrieden, der Bauch wird wohl nie flach sein, der Po ist da (ich rede inzwischen von meinem "intelektuellen POtential" HA.HA.) aber andererseits gebe ich mir nicht übermäßig viel Mühe. Ich ernähre mich normal-gesund und habe mich von jeglicher Art von Diät ferngehalten, sei es vegetarisch, glutenfrei (never ever!!!) oder was auch immer sich ein amerikanischer "Arzt" einfallen lassen kann. Meine Zähne sind einigermaßen in Ordnung, abgesehen von anfangenden Karies... was soll ich da dem Zahnarzt sagen? Dass ich jahrelang gekotzt hab? Haare und Nägel sind so fit wie noch nie, vielleicht aber auch dank einer kleinen Eisenkur?
Ich merke manchmal, dass ich nicht mehr soviel Energie habe, wie vor 2 Jahren. Ob es daran liegt, dass ich älter bin, oder ob ich mich durch die Bulimie müde gemacht habe, weiß ich nicht. Oder es kann einfach auch sein, dass ich gelernt habe, mich auszuruhen und meinem Körper und Geist Müdigkeit zu erlauben.
Ich habe keinen einzelnen Essanfall mehr gehabt. Letztens habe ich mich dabei ertappt, zu überlegen, was eine Heißhungerattacke definiert und, wann ich welche habe. Die Antwort war zu meinem erstaunen Nie und Keine Ahnung. 
Bald bin ich mit dem Studium fertig, es sind nur noch einige Klausuren und dann werde ich große Entscheidungen treffen müssen... In was genau möchte ich mich beruflich orientieren? Will ich hier bleiben oder in eine andere Stadt bleiben? Was sind meine Karrierewünsche?
Was mich zum nächsten wichtigen Punkt bringt: mein Freund. Wir leben immer noch getrennt und haben sogar einige Monate Fernbeziehung durchgehalten. Wir empfinden beide große Gefühle für einander, aber lassen uns Zeit, was ich gerade zu schätzen weiß. Und ich will ihn auf jeden Fall bei meiner beruflichen Planung mit einbeziehen!
Soviel zum Update-blabla.
Habe ich mich von meinen alten Problemen gelöst? Nein, leider nicht. Ich falle manchmal in alte Schemata zurück. Zum Beispiel, weil mein Freund (den ich noch sehr attraktiv finde!) ein Bäuchlein bekommen hat. Es stört mich, weil ich weiß, dass er nicht sein Bestes tut, um schlank zu bleiben und nur selten Sport macht. Ich erwarte von ihm, dass er sich genauso gesund ernährt, wie ich. Seems quite familiar, doesn't it? Wie bei meinem Ex-Freund. ABER! der Unterschied ist, dass er auch darüber mit mir redet und, dass ich schnell merke, dass es lächerlich ist und ich ihn trotz Macken lieben will. Außerdem habe ich mich noch nicht dazu entschieden, ihm von meinen Problemen zu erzählen. Vielleicht ahnt er etwas, da ich immer wieder versuch, ihm -einem bodenständigen, einfachen Mann- die komplizierten Hintergründe von Essstörungen zu erklären. Manchmal kann es weh tun, wenn solche Bemerkung, wie "wie kann man so wenig Verstand und Selbstliebe haben, sich so kaputt zu machen?" fallen.
In letzter Zeit habe ich wieder Kalorien gezählt. Im Nachhinein, weil ich noch nicht immer meinem Magen vertrauen kann und dann nicht weiß, ob ich zuviel oder zu wenig gegessen habe. Aber ich fange wieder an, manche Kalorienwerte zu vergessen und bin nicht mehr so fit im Kopfrechnen ;)
(Ich merke, das wird ein langer Post...)
In der Bulimie denkt man eher, dass das Essen das Problem ist. Aber eigentlich geht es ja viel mehr um Zwischenmenschliche Beziehungen und um Selbstsicherheit, Liebe und Vertrauen. Und darum, loszulassen.
Was mich zu meiner Familie bringt. Ich bin deutlich selbstsicherer geworden und sage jetzt klar und deutlich meine Meinung. Was mich teilweise zum Moralpapst und auch etwas unbeliebt gemacht hat. Aber es ist mir egal, denn ich weiß, dass ich mutig war und das getan hab, was ich für richtig halte.
Ich habe immer wieder schwierige Diskussionen mit meiner Mutter, aber dazu will ich ein anderes Mal schreiben. Hier will ich nur erwähnen, dass ich des öfteren schockiert bin, wie wenig meine Mutter meine Bulimie damals verstanden hat (auch die anderen wenigen Menschen, die davon wussten). Sie hat vergessen, wie schwierig manche Phasen für mich waren, wie ich geweint habe und, was sie selber aushalten musste. Und sie hat glaube ich immer noch kein Verständnis dafür, wie schlimm und gefährlich Bulimie ist (für die, die bis hier gelesen haben: im Ernst, lasst die Finger davon, klingt blöd und einfach zu sagen, aber es ist einfach wahr!).
Wenn ich überlege, kann ich echt auf meine Familie wütend sein. Mehrere wussten von meinen Problemen, aber niemand hat jemals versucht, wirklich mit mir zu reden. Es kamen nur Vorwürfe, weil ich "es schon wieder gemacht hatte, kann ich mich denn nicht kontrollieren?". Nur meine Mutter war da, um mich zu trösten, leider, wenn es schon wieder zu spät war.
Meine Freunde habe ich auch noch und ich bin froh, mehr Zeit für sie zu haben. Denen habe ich auch noch nie etwas erzählt und ich weiß auch nicht, ob ich ds jemals machen werde. 
Vielleicht sollte ich es erzählen, denn ein erfolgreiches Beispiel ist ja immer willkommen?

Ich wünsche Allen Mitkämpfenden viel Mut und Erfolg! Seid stark und erlaubt euch Schwächen!
LOVE from Lou

PS: ich liebe Musik, in jeder Form. Wo ich früher beim Lernen oder bei Langeweile gegessen hätte, höre ich alte und neue Musik und singe. Kein Scham, auch, wenn mich die Nachbarn hören. Und ja, Filme oder Serien schauen OHNE zwingend zu essen geht auch. Klingt einfach. Ist es auch.

4 Kommentare:

  1. Gerade bin ich auf deinen Blog gestoßen - schade dass es Keine aktuellen Beiträge gibt, hast du es tatsächlich geschafft mit dem Thema abzuschließen? Je mehr ich lese, umso mehr finde ich mich in deinen Gedanken wieder und muss ganz fürchterlich weinen. Ich hoffe so sehr, dass es mir auch irgendwann gelingt, den Kreislauf zu durchbrechen und ein normales Leben zu führen, in dem sich nicht jeder Gedanke um Das Nicht-Essen dreht.
    Respekt für deine Offenheit und deinen Kampfgeist! Herzliche Grüße, Lexi

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  2. Hallo :) mein Name ist Tanja und ich habe so eben einen Blog gestartet rund um das Thema Bulimie und Selbstliebe. Vielleicht gibt es ja Interessierte unter euch. Ich bin erst ganz am Anfang meiner "Selbsttherapie", aber wenn mich jemand auf dem Weg begleiten will, kann er gerne mal vorbeischauen. bis dann :)

    Link zu meinem Blog: https://brechfrei.blogspot.com

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  3. Liebe Autorin,
    Deinen Blog und somit Deine Gedanken zu lesen, haben mit nicht nur das Gefühl gegeben verstanden zu werden, sondern auch eine Bestätigung für mein Vorhaben. Ich bin 25, männlich und auch Bulimia seit knapp 3 Jahren. Danke, dass Du Deine Geschichte geteilt hast. Ich hoffe, es geht Dir inzwischen gut und Du bist glücklich.
    Liebe Grüße

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  4. Mein Herz war gebrochen. Ich glaube nie, dass ich meinen Ex wieder zurückbekommen werde, bis Dr. LOVE meinen Ex innerhalb von 24 Stunden mit einem mächtigen Liebeszauber zurückgebracht hat. Er ist zuverlässig für ein positives Ergebnis. Wenden Sie sich an den Zauberer, um einen Liebeszauber per E-Mail zu erhalten: {placeofsolution@yahoo.c om} oder whatsapp unter 1 443 281 3404

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