Mittwoch, 28. Dezember 2011

252. tag

Weihnachten ueberstanden!!! Ich bin so froh, dass ich es ohne Rueckfall geschafft habe!
Es war fuer mich viel Stress in den letzten Tagen, meine Mutter war krank und ich musste die Weihnachtsfeier uebernehmen, was nicht gerade wenig ist, wenn 16 Leute eingeladen sind... Vielleicht hat mir schon wieder der Stress geholfen, mich nicht vollzustopfen?
Ich habe das Essen richtig geniessen koennen, habe mich auch nicht zurueckgehalten. Jetzt, wo es wieder ruhiger ist, versuche ich, etwas mehr Bewegung zu haben und weniger zu essen.
Ich zaehle wieder die Kalorien. Drei Tage habe ich es ausgehalten, bis ich mit meiner Mutter richtig Krach hatte und sie mir vorgeworfen hat, aus dieser banalen Sache eine Tragoedie machen zu wollen. 90% der Frauen wuessten ganz genau, was sie ueber den Tage gegessen haben, wenn sie schon keine Kalorien zaehlten...
So etwas reicht bei mir, um meinen Entschluss zu vernichten. Alles, was das Essen anbelangt, ist bei mir ein kritisches Thema. Ich lasse mich viel zu leicht beeinflussen, vor allem von Menschen, die entweder keine Ahnung haben, oder sowieso schon ein krankes Verhaeltnis dem Essen gegenueber haben.
Ich denke, meine Eltern gehoeren zu beiden Gruppen. In unserer Familie passt man schon seit Generationen auf, meine Vorfahren haben immer sehr lange gelebt und Sachen, wie Herzinfarkt gibt es bei uns nicht. Aber so ausgepraegt, wie bei meinen Eltern und mir war es glaube ich nicht. Die Aelteren sind vom ersten Magersucht-Fall im Dorf (aus unserer Familie) einfach zu sehr geschaedigt. Meine Eltern sind es wiederum von der -wenn auch begruendeten- Angst vor einer gewissen Krankheit gepraegt. Und auch, wenn das, was die Aerzte vor 30 Jahren gesagt haben, heutzutage als absoluter Bloedsinn betrachtet wird, klammern sie sich noch irgendwie daran fest.
Ich merke immer mehr, wie sehr ich in meiner Kindheit verletzt wurde. Das Essen wird hier nie Platz 1 haben, es gab viel schlimmere und ernstere Sachen. Ob man sie haette verhindern koennen, oder, ob sie einfach passiert sind, weiss ich nicht. Schicksal, warscheinlich...
Ich werde warscheinlich nie wissen, wieso ich Bulimikerin geworden bin. Es gibt bei mir soviele Gruende, warscheinlich war ich auch sozusagen anfaellig. Aber eine Sache, die mich jahrelang gestoert hat und, ueber die ich nie reden wollte, habe ich endlich geklaert. Ein Tabu ist zum Vorwurf geworden. Ich denke, es wird mir helfen, aber ich fuehle mich nach dem ausformulieren mancher Gefuehle ehrlich gesagt nicht besser. Weil ich weiss, dass ich einer anderen Person wehgetan habe, ihr ihre "Schuld" unter die Nase gerieben habe.
Ich haette viel lieber von anfang an vergessen und vergeben.

Sonntag, 11. Dezember 2011

235. tag

Und heute sind es 160 Tage. Inzwischen vergesse ich zu zaehlen, weil es schon so routiniert ist =)
Die letzten Tage sind weiterhin gut gelaufen. Ich mache nichts fuer mein Studium, sondern geniesse die zeit mit Freund und Freunden und backe meine Weihnachtsgeschenke.
Eine Sache, die mich ueberrascht hat, war die E-mail meiner Therapeutin. Sie hat mir geschrieben, um zu Fragen, ob es mir immernoch gut geht und, wenn ja, ob ich bereit waere, ein Abschieds-Gespraech zu haben. Bam! Das haette ich nicht gedacht. Wie ich es schon geschrieben habe, faellt mir die "Trennung" von der Bulimie schwer. Ich kann es immernoch nicht glauben, dass ich ein fuer alle Male geheilt sein koennte und warte auf den Rueckfall, der mich tausend Schritte zuruecklaufen laesst. Ich halte tagtaeglich, inzwischen fast problemlos durch, aber ich kann es nicht fassen, dass das alles ein Ende nehmen koennte. Als ob ich trotzdem noch abhaengig waere.
Ich habe mich nicht getraut, ihr zu schreiben, dass ich ein Abschieds-Gespraech moechte. Sehr vorsichtig habe ich erwaehnt, dass es gut geht, aber, dass ich mich noch nicht geheilt fuehle.
Was stimmt jetzt? Ich zaehle weiterhin jeden Tag Kalorien. Wenn es zuviele sind, finde ich es nicht schlimm, ich weiss, dass ich sie wieder loswerde. Aber ein ganzen Essen zu geniessen, ohne mitzuzaehlen ich fuer mich seltsam. Aber heisst das, dass ich nicht geheilt bin? Gibt es nicht tausende von Frauen, die das auch machen, aber trotzdem keine Bulimie haben?
Bin ich bereit, alles essgestoerte aufzugeben? Und was, wenn ich es einfach probiere?
Challenge accepted! Ab jetzt zaehle ich auch die Tage, an denen ich keine Kalorien zaehle (ironisch, denn jetzt zaehle ich etwas anderes, vielleicht ist es einfach meine Macke...).


Dienstag, 6. Dezember 2011

229. tag

Einen schoenen Nikolaustag wuensche ich euch!





Ich habe einiges zu erzaehlen, aber die Zeit fehlt mir (und ich muss zugeben, ich bin muede).
Eigentlich wollte ich nur mitteilen, dass mein "Backtest" gut gelaufen ist. Das ganze Wochenende ueber habe ich Plaetzchen zum Verschenken gebacken und mich auch daran vernascht. Aber weder ueberfressen, noch erbrochen =)

Freitag, 2. Dezember 2011

225. tag

Heute ist meine schwierigste Klausur des Semesters... Die letzten Tage habe ich mit lernen verbracht, habe den Rest ziemlich vernachlaessigt. Mich selber inbegriffen.
Doch ich habe es wieder geschafft, diesmal auf 150 Tage. Es liegt vielleicht auch daran, dass ich viel an der Uni gelernt habe und dort nicht wirklich die Moeglichkeit fuer einen Essanfall hatte. Aber auch mein Stress Management hat sich deutlich verbessert: anstatt es zu verdraenegn, dasss mir alles zuviel wird, habe ich mir Pausen gegoennt, Belohnungen fuer mein hartes Arbeiten und auch Traenen. Denn es ist tausend mal besser, kurz zu weinen/schreien/... als sich vollzustopfen, ohne den Gefuehlen freien Lauf zu geben.
Um es grob zu sagen: Gefuehle kann man nicht erbrechen, man kann sie nicht einfach wegspuelen!
Ich muss zugeben, dass ich immer Angst habe: davor, heute Nachmittag Bloedsinn zu machen und durchzufallen. Aber auch davor, nach der Klausur einen Essanfall zu haben. Oder die naechsten Wochen zu backen und dann einen Essanfall zu haben.
Wenn ich es schaffe, werde ich nur gestaerkt herauskommen. Ich habe mir ein Paar Sachen ausgedacht, die ich mache, anstatt zu essen: zum Beispiel auf meinem mp3-Player sehr laut mein Lieblingslied hoeren (nach 3 Minuten ist bei mir meistens alles wieder in Ordnung), oder lange und warm duschen (da muss man einfach mindestens 5 Minuten im Bad bleiben). Manche Sachen sind etwas peinlich: Musik voll aufdrehen und tanzen nach Lust und Laune. Das mache ich aber nur, wenn ich alleine bin ;-)

Meine Feel-good Musik