Samstag, 30. April 2011

18. tag

Bevor es zu einfach und langweilig wird, muss ja wieder ein Tag kommen, an dem ich richtig die Lust spuere, mich vollzufressen. Es hat gestern Abend angefangen, als ich Stress mit meinem Freund hatte. Solche Situationen fuehren oft dazu, dass ich als "Rache" oder als Trost einen Essanfall habe. Denn Nutella-Broetchen dienen bei mir oft als "comforting food". Also habe ich angefangen zu planen, nach der Idee: "ich bin jetzt so aufgeregt, dass ich es mir morgen goennen/verzeihen koennte, einen Essanfall zu haben". Und wann sollte ich es am besten machen? Und habe ich zuhause genug? Worauf habe ich denn lust? Peinlich, wenn ich das jetzt schreibe.
Ich habe heute morgen gefruehstueckt, mit Broetchen und Toast, dann hat es wieder angefangen. Ich habe mich zu meinem Freund gesetzt, anstatt in meinem Zimmer zu sein und dort weiter zu essen. Das war schon mal was. Dabei muss ich sagen, mein Freund und ich haben uns schon laengst wieder versoehnt, es gibt also keine Konfliktsituation mehr.
Dann mittags: ich habe angefangen, daran zu denken, das ich nach dem "normalen" Mittagsessen, weiter in meinem zimmer "arbeiten" koennte und dabei mich mit Schokolade usw vollstopfen koennte. Als mein Freund sich was zu essen gemacht hat, habe ich gleich ein Broetchen in den Ofen geschoben, um es spaeter mit Nutella zu essen. Dann war die Stimmung zu gut und ich wollte meinen Essanfall besiegen, also habe ich es wieder rausgeholt.
Jetzt habe ich gegessen: ein leckerer Salat, dann Griessbrei mit Obst (eins meiner Lieblingsessen), dann hat mein Freund eine grosse Packung Vanille Pudding aus dem Kuehlschrank rausgeholt und wir haben beide davon gegessen, Im normalfall war ich schon satt, aber da kam wieder dieser Impuls (jetzt fress, dann machst du in deinem Zimmer weiter, geniess es), so doof. Ich habe das Meiste des Puddings (1kg Packung!), plus noch 2 Stueck Schokolade gegessen.
Aber jetzt versuche ich es noch einmal, meinen Essanfall abzubrechen. Das ist zur Zeit immer besser bei mir: anstatt verstandslos zu essen, bis ich wortwoertlich voll bin, fange ich an, Suesse und Fettes zu essen, hoere aber irgendwann auf (leider habe ich nicht den saettigungspunkt normaler Menschen...).
Ich werde 1,5 Stunden alleine zuhause sein. und ich muss noch lernen. Aber ich will es schaffen.

14., 15. und 16. tag... und 17. tag

Schon wieder Erfolg! Glaubt ja nicht, dass es immer so leicht war. Und leicht ist es immer noch nicht. Aber das Schreiben hilft mir immer mehr: ich kann meine Lust, zu essen analysieren und meine "schwierigeren" Situationen objektiv betrachten.
Am Dienstag war es der 14. Tag. Ich habe es doch noch ohne zu erbrechen geschafft. Die halbe Packungen Cereals ist doch dran gewesen. Plus jede Menge Osterschokolade, plus ein oder zwei Brote. Aber es war noch nicht so schlimm, dass mir bei jeder Bewegung (aufstehen, pfuiii) schlecht wurde. Und ich war irgendwie gut gelaunt. Also bin ich zum Sport gegangen und es hat richitg Spass gemacht. Danach habe ich mich noch besser gefuehlt, habe schoen geduscht und mir leckeren Fisch gemacht.
Der Mittwoch, 15. Tag, ist auch gut und mal ausnahmweise unauffaellig gelaufen: Mensa mit Freund und Freunden, nachmittags zuhause lernen (ohne Essanfall) und 30 Minuten joggen zum entspannen.
Der 16. Tag war ein langer Tag an der Uni, dann war noch abends der Geburtstag eines Freundes geplant. Da muss ich sagen, die Versuchung, mich krank zu stellen und abends eine Fressorgie zu machen war gross. Aber zum Glueck habe ich die Kurve noch geschafft und es ging dann immer bergauf. Es gab Schoko-Fondue, da habe ich normal gegessen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig ;-)
Freitag, der 17. Tag, war etwas stressig: von 8:00 bis 16:30 non-stop lernen und arbeiten. Dann konnte ich nicht mehr. Eigentlich hatte ich geplant, danach schwimmen zu gehen. Aber bei mir klappt es nie auf Anhieb: das Schwimmbad war ausnahmsweise geschlossen... Als ich nach Hause kan, war ich den Traenen nah, das klingt laecherlich, aber ich war so aufgeregt und hatte Angst davot, mich hinzusetzen und anzufangen mit dem Fressen. Stattdessen habe ich mich auf mein Fahrrad geschwungen und bin 40 Minuten rad gefahren, was viel geholfen hat. Somit hatte ich meine "kritische Stunde" ueberwunden, konnte schoen angenehm duschen und was leckeres Essen, mit Film. Also totale Wellness.
Immerhin habe ich es bis heute morgen 14 Tage ohne erbrechen und ohne richtig schlimmen Essanfall geschafft. Und ich will es weiterhin schaffen.

Dienstag, 26. April 2011

der schwere 14. tag



Man koennte ueber mich einen Comedy-Film drehen.
Heute ist schwer, wie schon angekuendigt. Dazu kommt noch Pech: ich wollte heute Morgen um 8:00 in die Vorlesung, stieg um 7:40 munter (naja, so sehr es 20 min nach dem Aufstehen geht) auf mein Fahrrad. Es hatte einen Platten. Dann keine Vorlesung. Hier der 1. Gedanke: ich koennte jetzt zur Baeckerei, Suesses und Broetchen kaufen, mit meinem Freund normal fruehstuecken und dann fressen, wenn er in der Uni ist.
Ein Erfolg: ich habe es nicht getan, sondern das Fruehstuecken gemacht und mein Fahrrad weggebracht. Dann kam mir ein Aldi auf den Weg. Hmmm, da koennte ich rein, mir Cookies und Schokolade kaufen. Tatsaechlich stand ich 10 Minuten vor den Oster-Restanten und habe gezoegert (!). Und bin mit Salat und einer Sporthose rausgekommen. Ufff, ein zweiter Erfolg.
Dann lernen, mit meinem Freund Mittaggessen, und lernen. Der Plan war folgender: bis 14:00 lernen, dann in die Uni, dort ein Praktikumsprotokoll fertig schreiben und um 18:00 in den Unisport gehen. Die Motivation ist immer mehr bergab gegangen, bis vor einer dreiviertel Stunde.
Da hat der Kampf "Essanfal versus Uni/Aerobics" angefangen. Erstmal dieses soll-ich-gehen-oder-nicht. Erste richtig schlimme Versuchung, zu fressen, habs fast angefangen. Dann das schlechte Gewissen. Ich hab mich umgezogen, getroedelt und bin gegangen. Dann nochmal die Versuchung; ich kann zurueckgehen und sagen, der Unisport ist ausgefallen und ich habs irgendwie erfahren.
Da wird's lustig: 100 m vom haus bin ich ein erstes Mal umgekehrt (also Richtung zuhause). Dann die Lust, es zu schaffen, also nochmal umkehren in Richtung Uni. Bis mir eingefallen ist, dass ich meine Sporthose vergessen habe. Also abbiegen in die Strasse, die zum naechsten Supermarkt fuehrt, um dort mein Fresseinfauf zu machen. Und letztes Umkehren in Richtung Zuhause, es kam mir zu laecherlich und unehrlich mir gegenueber, sofort Fressalien zu holen.
So, und jetzt sitze ich in meinem Zimmer, habe Schokolade zur Verfuegung, Nougat-Cereals, Wolken im Himmel (Regen?), die Lust es heute nochmal zu schaffen, ein Protokoll zu schreiben, immernoch die Moeglichkeit, bis 18:00 zum Sport zu gehen, und einen Freund und Mitbewohner im Zimmer nebenan. Mal schauen, wie stark ich sein kann.
Es muss auch nicht jeden Tag Sport sein. So viel Schokolade un Kekse habe ich heute noch nicht gegessen, dass ich unbedingt Sport machen muss. Ich weiss, es wuerde mir Spass machen und mich entspannen, aber vielleicht schaffe ich es auch mit einem Film/Roman. Und koche mir was leckeres und leichtes fuers Abendessen.

Montag, 25. April 2011

10., 11. 12. uuuund 13. tag

So, das waren wieder ein Paar Tage. Die sind soooo gut gelaufen!
Ich bin mit meinem Freund zu seinen Grosseltern im Schwarzwald gefahren. Da war auch sein Bruder mit seiner Freundin. Wir hatten Spass, haben jeden Tag lecker gebruncht, waren am Baggersee, waren Joggen, haben Ostergeschenke gesucht, Spiele gespielt und jede Menge Schokolade gegessen.
Ich habe keine Kalorien gezaehlt. Dazu muss ich sagen, dass gerade in solchen "schokoladigen-kuchigen" Situation die Lust mich ergreift, das alles mal zu ueberpruefen. Meine Taktik war sozusagen Sabotage: jedesmal, wenn ich angefangen hab, Kalorien zu zaehlen, habe ich mich selber abgelenkt und aufgehalten. Oder ich habe meine Zahlen verfaelscht, zB habe ich das Joggen nicht abgezogen. Was meine Kalorienwerte absolut sinnlos und irrelevant machte. So bin ich nie auf eine Tagesbilanz fuer Kalorien gekommen, was bei mir eigentlich immer wichtig ist. Und das hat mir wiederum geholfen, die ganze Sache lockerer zu sehen und vielleicht ein, zwei, ... Schoko-Eier zu essen.
Jetzt muss ich aber zugeben, dass die ganze Sache schwierig wird... Nach 10 Tagen (seit letztem Samstag) clean fangen meine Fress-Fantasien wieder an. Obwohl ich jetzt soviel Suessigkeiten gegessen habe, wie ich wollte (ohne ueberfressen!). Die letzten Tage und heute auch habe ich mich dabei ertappt, einen Essanfall fuer die naechsten Tage zu planen. Das heisst: wann ist mein Freund nicht zuhause, wieviel Zeit habe ich und -das verlockenste-  was koennte ich alles Essen? Kaesekuchen vom Aldi, Ostereier die ich aus der Geschenktuete fuer meinen Freund und mich schon versteckt habe (dazu muss ich ein anderes Mal erzaehlen), die Nougat-Cereals, die in meinem Schrank auf mich warten?
Das war in meinen letzten Versuchen immer das, was das Clean-sein sehr schwer gemacht hat: ich habe Zeiten bestimmt, nach denen ich wieder einen Essanfall haben duerfte. Hier nach 10 Tagen fange ich an zu denken, 10 tage sind schon mal gut, da kann ich mal wieder ein Fress-Nachmittag planen. Und bilde mir ein, nach diesem Tag gehts wieder flott los, 10 bis 11 Tage ohne Essanfall. Was bis jetzt 2 oder 3 Mal innerhalb von 3 Jahren gestimmt hat, die anderen Male musste ich wieder von vorne anfangen.
Morgen und die naechsten Wochen MUSS ich stark sein. Ganz ehrlich: es hilft mir, das hier zu schreiben und jeden Tag eine Bilanz ziehen zu muessen, mehr als ich anfangs dachte ;-)

It's a huge moutain to climb, a heavy load to carry

Freitag, 22. April 2011

9. tag

Gestern (Donnerstag) war ein bisschen schwieriger, ein Challenge sozusagen. Ich war von 9:30 bis 13:00 zuhause und habe wieder ueberhaupt nichts Essanfall-aehnliches gehabt. Normalerweise haette ich die 3 Stunden, die ich hatte, bevor mein Freund eigentlich nach Hause kommen sollte, ausgenutzt. Ich habe in meinem Schrank noch Nougat-Cereals, seit einer Woche, und ich habe sie nicht angeruehrt. Im "Normalfall" haette ich ein riesiges Fruehstueck gegessen: erst mal in der Baeckerei ein Broetchen (trocken) fuer unterwegs, dazu noch Croissants oder Streuseltaler. Was ich auch gemacht habe. Aber der Tag war so schoen, dass ich es geschafft habe, mit Schoko-Croissant in de Tasche nach Hause zu kommen und es nicht anzuruehren. Keine Nougat-Cereals+ kein Schoko-Croissant (den habe ich an meinen Mitbewohner verschenkt)= 2 Erfolge.
Als ich erst mal angekommen war, habe ich mir einen leckeren Tee gemacht und mein restliches Brot (nein, es wurde nicht zuviel) mit Nutella genussvoll gegessen. Und dann habe ich gelernt und mich entspannt. Das war mein drittes Erfolgserlebnis des Tages. Und dann war alles gut =)

Donnerstag, 21. April 2011

7. tag und 8. tag

Alles ist super gelaufen. Nein, ich schwebe nicht auf meiner ganz persoenlichen Wolke, sondern bin (wieder!) stolz auf mich. Am Dienstag war ich von 9:30 bis 17:30 zuhause und habe es geschafft, mich zu kontrollieren. Ergebnis: 0 Essanfall, 0 Erbrechen, dafuer Sonne auf der Terrasse, ein Paar gelungene Lernstunden und ein schoener Spaziergang am Fluss.
Genauso Mittwoch: ein Morgen lernen an der Uni, Mensa mit Freunden, dann Seminar und um 16:00 zuhause. Und da kein Essanfall! Und noch besser: ich war schon wieder joggen, ganz gemuetlich, was meinem Koerper auch richtig gut getan hat =)
Wieso ich es so gut geschafft habe (und es war sogar nicht so schwer) liegt vielleicht daran, dass ich mir die Frage gestellt habe, warum brauch ich ausgerechnet jetzt einen Essanfall und, muss das sein? Herausgestellt hat sich, dass ich wie immer aus meinen Unitagen mit der Lust rauskomm, einfach eine "Couchpotatoe" zu sein, d.h. komplett abzuschalten, und nebenher meinen Stress loszuwerden. Die Essanfaelle mit Erbrechen schaffen nicht, diese Probleme zu loesen, sondern machen mich meistens dazu noch traurig.
Ausserdem konnte ich einen Essanfall dadurch vermeiden, dass ich mir das Erbrechen vorgestellt habe. Und darauf hatte ich ueberhaupt keine Lust. Wenn ich meinen Koerper strapazieren will, kann ich es auch gut mit auspowern beim Sport machen.

Montag, 18. April 2011

5. und 6. tag

Sonntag ist nochmal super gelaufen =) Am Morgen brunchen in der Stadt bei einer Freundin. Total lecker, ein einziger Genuss. Mit Saettigungsgefuehl, wieder ohne Kalorien zu zaehlen! Dann mit meinem Freund und seinen Eltern Abendessen beim Griechen, auch ohne anderen Gedanken, als das alles super lecker schmeckt! Der Tag war auch schoen, ich sass auf der Terrasse in der Sonne.



Heute war wieder nicht so dolle... Zuhause hab ich mich wieder ueberfressen (und wie :-S). Ich war seit Mittag an der Kante zum "normalen Verhalten", habe den letzten Ruck doch nicht geschafft. Doch ich habe nicht erbrochen (klingt teilweise laecherlich, dass es fuer mich ein Erfolg ist, soviel wie 6 Personen normalerweise essen wuerde, einzunehmen, jaja, so weit bin ich schon gekommen)!
Und ich war beim Unisport! Ich habe die Kalorien, die ich "gefressen" habe, nicht gezaehlt, aber mir ist trotzdem klar, dass ich mein Essverhalten durch Sport nur minimal kompensieren kann...
Aber wisst ihr was? Das ist ok fuer mich. Ich habe mir viele Situationen vorgestellt, bei denen ich sowieso zunehmen wuerde/Dehnstreifen haette: zB 5 Kinder kriegen (nicht mein Lebensziel, das ist fuer mich persoenlich uebertrieben), da veraendert sich auch der Koerper. Oder auch Medikamente, die lebenswichtig sind, von denen man aber krass zunimmt. Und das tut gut.
Sport tut mir gut. Und ich habe mir eine tolle Bodylotion gekauft, mit der ich mich jeden Tag massiere. Und vorhin hab ich im Bad meine Lieblings CD laufen lassen. Und mein Freund und ich sind total verliebt ineinander. Life's good, auch wenn's mal wieder zuviel Nutella wurde ;-)

Sonntag, 17. April 2011

3. und 4. tag

Am Freitag war ich morgens bei meiner Therapeutin. Sie ist sehr nett und wir haben uns darueber unterhalten, wie ich meinen Stress/Probleme anders als durch die Bulimie kompensieren koennte. Sport bietet sich immer gut an, Filme im kuscheligen Bett schauen sind gute Alternativen.
Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag und hatte eigentlich vor, erst spazieren zu gehen, mir dann was leckeres zu kochen und ein bisschen fuers Studium zu lernen. Im Laufe des Nachmittags hatte ich schon Lust auf Waffeln und ueberhaupt Fressen. Der Abend war auch perfekt, da mein Freund und Mitbewohner beide nicht da waren. Was passieren konnte ist passiert: ich habe mir Waffeln gemacht bisich nicht mehr konnte und habe gekotzt. Anfangs wollte ich nicht erbrechen, doch es war zu schwer fuer mich. Ach, wie laecherlich das alles klingt...
Doch einen positiven Punkt hab ich fuer diesen Abend: ich habe es geschafft, keinen 2., oder sogar 3. Essanfall zu haben, sondern sass brav an meinem Kuechentisch und habe was normales gegessen. Und das war nicht selbstverstaendlich fuer mich, glaubt's mir.


Gestern ist super gelaufen: ein bisschen ausgeschlafen, ein bisschen gelernt, 30 min Joggen (so schoen, das ruhig machen zu koennen, ohne Gedanken darueber, wie viele Kalorien ich gerade verbrenne). Ein zweites, leckeres Fruehstueck gegessen, nochmal gelernt und abends mit Freuden in der WG gekocht. Und das ohne Essanfall, sogar ohne "Ueberessen". Und ohne Kalorien zu zaehlen. Yeah!

Donnerstag, 14. April 2011

2. tag

Geschafft :-)

Mal was zum lachen

Man muss nicht immer alles ernst nehmen. Oft versuche ich auch, im nachhinein ueber mein Verhalten gegenueber Essen zu lachen... Ich bin ein absoluter Fan von Nichtlustig, hatte beim Durchlesen vom Kalender 2011 in der Buchhandlung eine Lachanfall....

WIESO???

Ja, das frag ich mich sehr oft... Wieso bin ausgerechnet ich Bulimikerin?
Ich will jetzt keine oeffentliche Psychotherapie-Session anfangen, sondern eher darueber nachdenken, was mir die Bulimie "bringt". Denn haette sie nur negative Aspekte, dann waer ich erstmal nicht suechtig geworden.

1. Ich war schon immer ein perfektes Maedchen, wollte alles gut machen und, wenn man mir eine Bemerkung gemacht hat, da war ich sofort gekraenkt und habe mein Verhalten so geaendert, dass diese Bemerkung nie wieder auftauchen wuerde. Das heisst nie enttaueschen, aber auch nie wirklich meine Fehler akzeptieren.
2. Dazu kommt auch, dass ich ein niedriges Selbstvertrauen habe. Ich erwarte viel von mir, und denke dann, dass es bei anderen Menschen mir gegenueber auch so ist. Also habe ich staendig Angst, verlassenzu werden. Ich weiss, es klingt bescheuert: wer wird schon von Eltern, Geschwistern, Freund(en)... verlassen, weil man "nur" ein 2,5er Abi hat, oder fuer 170 cm 70 kg wiegt?
Diese zwei Aspekte meiner Persoenlichkeit ergaenzen sich und fuehren dazu, dass ich viel zu selten einfach locker drauf bin. Und da sind Essanfaelle heimtueckisch: ich finde eine Beschaftigung, bei der ich total abgelenkt sein kann und einfach das machen kann, was ich will, ohne Konsequenzen tragen zu muessen. (Naja, das mit den Konsequenzen stimmt natuerlich nur am Anfang, dann wird's schnell schaedlich)

3. Ich will immer alle anderen beschuetzen, ihnen bloss keine Sorgen bereiten. Paradoxerweise war ich schon immer "charaktervoll", war eher diejenige, die den kleinen Kameraden gesagt hat, wo's langgeht. Aber offen sagen, dass es mir nicht gut geht, oder erzaehlen, dass ich schon wieder einen Bulimie-Anfall hatte, das will ich nicht.
Meine Mutter hat sich eine Zeit lang sehr grosse Sorgen um mich gemacht, jetzt sage ich ihr immer, dass es besser geht. Und in solchen Faellen ist es dann schwer, Hilfe bei anderen zu suchen. Der Teufelskreis; anstatt offen zu reden mit den Personen, die mich taeglich umgeben, verstecke ich mich und heule alleine.

4. Last but not least (ach, Gruende gibt es bei mir bestimmt so viele) STRESS. Ich habe nicht wirklich das einfachste Studium ausgesucht und muss viel lernen. An doofen Tagen, nach 3 Stunden Uni fahr ich nach Hause und fresse mich erstmal voll. Ich koennte auch baden, oder einen Film schauen ohne zu fressen, doch dieser Weg ist so gut eingepraegt in meinem Gehirm, dass es extrem schwer ist, etwas anderes zu machen.

Das waer schon mal ein Anfang fuer mich, diese Sachen zu aendern ;-)
Es ist nicht einmal ein Tag her, seitdem ich mein Blog eroeffnet habe und beschlossen habe, durch Unterstuetzung und Schreiben aus der Bulimie raus zu kommen. Und ich habe es jetzt schon geschafft, wieder einen Essanfall zu haben. Alles hat gut angefangen, mit Vorlesung und Gruppenarbeiten, dann Mensa mit Freunden. Eigentlich wollte ich noch in der Bibliothek arbeiten und zum Sport gehen, dann erst nach Hause fahren.
Doch so ist es nicht gelaufen: ich bin nicht lernen gegangen, sondern hab in meiner WG-Kueche mein Rucksack mit Brot, Nutella und anderen Sachen vollgestopft und hab beim fressen einen Krimi geschaut. Das ist meine Spezialitaet: ich habe nie einen EA, ohne dabei einen Film zu schauen. Teilweise finde ich das sogar lustig...
So, da bin ich nun, mit ueber vollem Bauch und bald 300g mehr auf der Waage. Aber trotzdem fuehle ich mich ziemlich gut, weil ich weiss, dass ich einen kleinen Sieg gegen die Bulimie gehabt habe. Ich habe nicht erbrochen und werde es nicht tun. Noch besser: ich bin uebersatt und werde keinen 2. EA haben, dafuer werde ich bewusst leben, lernen, vielleicht die Sonne geniessen und zum Sport gehen. Dann habe ich sogar noch genug Zeit, um mit meinem Freund auf eine Geburtstagsfeier zu gehen.
Alles wird gut.

Mittwoch, 13. April 2011

1. tag

tja, die motivation zum schreiben und hilfe suchen hab ich an guten tagen nicht...
heute lief es schrecklich, anstatt in der uni zu bleiben und was mit freudinnen zu machen bin ich gleich nach meinem krus nach hause gefahren und hab gefressen. und erbrochen. und das ganze noch 3 mal. und noch mal gegessen. und geheult. und geschrieben.

was will die denn mit ihrem blog ???

hallo leute,
ich bin 19 jahre alt und hab seit 3 jahren und 24 tagen bulimie. und jetzt reicht's.
es hat alles mit stress in der schule, zu viel druck, und ein staendig niedriges selbtswertsgefuehl (dieses wenn-ich-das-nicht-schaff-liebt-mich-keiner-mehr) angefangen. dann kamen 2 kilo mehr, eine geburtstagsfeier und das erste mal erbrechen. so toll, da hatte ich ein stueck torte gegessen, aber wuerde davon nicht zunehmen.
haha, und nach drei jahren geht's nur langsam bergauf. ja, ich habe den eindruck, dass es besser wird.
aber trotztdem: fuer die jungen maedchen, die vielleicht nicht so sind, wie alle anderen, die sich sorgen machen, niemals einen freund zu haben, die panik vor cellulitis haben... bitte macht das nicht wie ich!
gut. und was will diese ich-hab-nicht-alle-tassen-im-schrank-lady mit ihrem blog? ganz einfach: jeden tag schreiben, ob ich's ohne erbrechen und fressen geschafft habe. und evetuell leute finden, die mich unterstuetzen.
danke schon mal, dass du, leser, es bis hierhin gemacht hast ;-)