Mittwoch, 22. August 2012

126. tag

Bald 120 Tage. Und ich bin stolz auf mich. Nicht nur, weil ich es knallhart durchziehen, wie ich es schon ein paar Male getan habe, sondern, weil ich mir auch viel goenne und deutlich weniger nachdenke.
Mein Leben als Single hat auch einen Einfluss auf meine Ess-Psyche: ich koche viel weniger (aber vielleicht koennte es auch an den schrecklich heissen Temperaturen liegen) und ernaehre mich fast nur noch von Obst, Gemuese, Muesli und Brot. Das aber in sehr grossen Mengen, denn die Hitze aendert nichts an meinem Hunger. Ich habe frueher immer die Motivation gehabt, fuer meinen Freund und mich etwas leckeres zu kochen. Jetzt, wo ich alleine bin, achte ich deutlich mehr auf den gesunden Aspekt der Speisen. Ich stehe viel weniger unter Druck, weil ich keine riesigen Portionen kochen muss, um danach unter der Versuchung zu stehen, viel mehr zu essen, als mich satt macht.
Ich hatte hier schon oft geschrieben, wie sehr das Essverhalten meines inzwischen Ex-Freundes stoerte. Er hat sich nie Grenzen gesetzt und wenn er Lust auf Schnitzel und Eis in grossen Mengen hatte, dann hat er es sich immer gegoennt. Im Grunde genommen haette ich dem nichts auszusetzen, nur haben mich solche Situatonen immer in eine Art Fressneid versetzt. Ich wollte von ihm, dass er einen Schritt in meine Richtung macht und aufpasst. Womit er irgendwann angefangen, aber mir hat es nie gereicht. Ich wollte einen Freund, der sich mindestens genauso bewusst ernaehrt, wie ich. Und das konnte ich nie von ihm verlangen.
Jetzt kann ich mich voellig auf meine Beduerfnisse konzentrieren: wenn ich Brot mit Nutella, anstatt Steak will, dann esse ich es auch. Ich bin kaum noch frustiert, was das essen angeht und goenne mir fast immer das, worauf ich gerade Lust habe.
Ich habe, was eine Trennung angeht, sehr lange gezoegert. Aus vielen Gruenden, darunter auch, weil ich Angst hatte, niemandem zu gefalllen und alleine zu enden. Was natuerlich totaler Schwachsinn ist. In den letzten Wochen sind mir Blicke und Laecheln mancher Maenner auf der Strasse, im Cafe oder auf der Arbeit aufgefallen. Es heisst lange nicht, dass ich eine "Bombe" bin, oder, dass ich sofort ein rendez-vous will. Nein, ich weiss nur, dass ich, wenn ich wieder bereit bin, eine Beziehung einzugehen, nicht fuer Ewigkeiten alleine dastehen werde.
Ausserdem gibt es meinem Selbstwertgefuehl einen ordentlichen Kick. Ich befreunde mich immer mehr mit meinem Koerper. Das, was ich an richtig ueberfluessigen Kilos hatte, nehme ich wieder langsam ab. Aber ich will auch nicht meine etwas ueppigeren Brueste loswerden, auch, wenn es bedeutet, dass mein Bauch nie flach sein wird. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe und will auch das Beste daraus machen :-)


Dienstag, 7. August 2012

111 Tage

Ja, heute sind es wieder 11 Tage ohne Erbrechen geworden. Nicht nur das, sondern auch etwas Neues: ich zaehle ungefaehr solange auch keine Kalorien mehr. Vielleicht das eine oder andere Mal, aber es ist nicht mehr so wichtig fuer mich.
Irgendwie habe ich sonst nicht viel ueber meine Auseinandersetzungen mit der Bulimie zu erzaehlen, was warscheinlich etwas sehr positives ist. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr bei meiner Therapeutin, dies hatte aber keinen Einfluss auf den Verlauf meiner "Genesung".
Nun. Ich weiss, dass ich laengst nicht geheilt bin. Drei magere Monate beweisen nicht, dass es endgueltig vorbei ist. Aber ich will nicht mehr soweit mein Leben planen.
Meine Beziehung ist leider vorbei. Es waren sehr schoene Jahre, lehrreich mit vielen Tiefs, aber auch wunderbare Erinnerungen. Mein Partner war der, der mit bewiesen hat, dass ich eine gute Person sein kann, freundlich, attraktiv, nicht nur eine kotzende Kugel. Er hat mir geholfen, mich zu dem Menschen zu entwicken, der ich heute bin. Trotz alldem sind wir nicht fuer eine Liebesbeziehung gemacht und fuer eine Freundschaft ist es zu spaet.
Es ist hart zu merken, dass das schoenste Kleid, das man je gesehen hat, das man unbedingt fuer sich haben muss, einem einfach nicht passt.